Moira hatte Kashima endlich in der Cafeteria gefunden und trat an seinen Tisch. "Darf ich?", fragte sie und setzte sich dann einfach. Leise seufzte sie und stellte ihre Tasche neben sich auf dem Stuhl ab. "Wie ist es dir ergangen?" //Ob der Engel wohl geholfen hat? Ich hoffe es...der Zauber darauf muss einfach stark genug sein...//
"Ich begehe gerade die größten Fehler meines Lebens...", platzte es dann einfach aus ihr heraus und sie sah ihn einfach nur an. Sie musste sich gerade bei irgendwem auslassen und sie wusste nicht bei wem sonst, wenn nicht bei Kashima.
Lindsay sah Melvyn grimmig hinterher. "Na warte...", zischte sie, stand auf und folgte ihm. Sie würde ihn zumindest beobachten und den passenden Moment abwarten, um ihm wieder näher zu kommen.
Moira bemerkte nicht, dass Melvyn sie sah und sich wieder umdrehte. Er war noch etwas zu weit entfernt und es waren zu viele Leute hier, als dass sie seine Aura hätte bemerken können, obwohl ihr keine so vertraut war, wie seine.
Melvyn lief Lindsay plötzlich von sich aus in die Arme und Lindsay lächelte. "Na, doch nicht mehr zu Kashima?", fragte sie nach und sah über seine Schulter rüber zu Kashima und Moira. "Achso, ich verstehe...da geht was?" //Gelegener kann mir das Ganze gar nicht kommen...// "Willst du nicht doch mit mir essen?"

"Bist du dir sicher, dass sie nur mit ihm reden wollte? Sie wirken ziemlich vertraut..." //Komm, Melvyn, lass dich von mir verwirren, ich werde mich in dein Leben schleichen und mein Meister wird stolz auf mich sein und mich reich belohnen!//
Sie merkte ganz genau, wie verstimmt er war und es bereitete ihr großen Spaß. Lindsay zog ihn am Arm wieder mit in die Cafeteria und setzte sich so mit Melvyn, dass Kashima und Moira sie sehen mussten. //Ihr werdet mich auch nicht aufhalten können//, dachte sie und der Blick, den sie auf beide hinter Melvyns Rücken abfeuerte, zeigte dieses nur zu deutlich.

Moira musste nun doch etwas lächeln. "Es hat geklappt..." Dann sah sie aber seinen fragenden Blick. "Schau mal in deine Jackentasche...", meinte sie und wartete gespannt seine Reaktion ab. "Ein kleiner Glücksbringer, der dir helfen soll, hier klar zu kommen..." Sie hoffte, er würde sie jetzt nicht für verrückt erklären.
Dann fragte er sie, was sie genau meinte. "Melvyn...aber das Problem hat sich glaube ich eh erledigt...", entgegnete sie ihm und in dem Moment sah sie, wie er sich mit Lindsay an einen Tisch setzte. Wieder versetzte es ihr einen kleinen Stich. Und als sie dann wieder Lindsays Blick sah, sah sie wieder zu Kashima. "Bilde ich mir das nur ein oder ist sie wirklich eine Ziege?"

//Sehr gut, er bekommt Zweifel...je weniger er mit den beiden zu tun hat, desto mehr Chancen habe ich, mich bei ihm ein zu schleichen...// Immer wieder sah Lindsay zu den beiden rüber. "Oh, hat sie ihm was geschenkt?", fragte sie dann und innerlich grinste sie schon wieder fies. //Die machen es mir aber auch wirklich leicht...//
Dann fragte er sie, ob Moira und sie befreundet waren. "Nunja, Freunde nicht unbedingt, wir verstehen uns gut...", entgegnete sie mit einem engelsgleichen Lächeln.

"Das wirst du auf jeden Fall...", versicherte sie ihm. Sie glaubte an die Magie, die in dem Glücksbringer lag.
Dann schüttelte sie energisch den Kopf. "Nein, hat er nicht. Oder doch..." Leise seufzte sie. "Ich lüge ihn die ganze Zeit an und fühle mich schlecht dabei, weil ich mich auf zu viel einlasse..." Sie brach ab und sah Kashima entschuldigend und leicht verlegen an. "T-tut mir Leid...aber das hat sich jetzt eh erledigt. Wegen der saß ich eben alleine in der Vorlesung. Ich weiß nicht, was ich mir erhofft habe, aber..." Und wieder fing sie an über ihre Gefühle zu sprechen, die sie vorne und hinten nicht verstand, und fühlte sich irgendwie schlecht, weil sie Kashima damit belästigte.
Dann meinte er, dass er sie auch nicht mochte und ihn irgendwas an ihr störte. Sie nickte. "Jedes Mal, wenn ich sie sehe, durchfährt mich so eine Kälte...keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Aber Melvyn scheint das ja anders zu sehen..."

Leise seufzte sie. "Vielleicht hast du Recht, wenn er nur bei Privatlehrern zu tun hatte..." Sie schob es auf den Reichtum, den seine Familie anscheinend zu besitzen schien und dass seine Eltern ihn dann in guten Händen wissen wollten. Dass das Ganze noch andere Gründe haben könnte, kam ihr gar nicht erst in den Sinn.
Dann legte Kashima seine Hand auf ihre und diese Geste hatte etwas Beruhigendes. Sie war froh, Kashima als guten Freund gefunden zu haben. Sie waren sich vom Gemüt her sehr ähnlich, stellte sie immer wieder fest. Nun musste sie doch etwas lächeln, aber sah wieder etwas ernster drein, als er meinte, sie sollte es ihm vielleicht sagen. "Ich...meinst du wirklich? Ich glaube nicht, dass das gut ausgeht...das glaubt mir doch niemand! Mal abgesehen von dir..."
Dann meinte er, sie sollte es einfach auf sich zu kommen lassen, was sie aber irgendwie noch mehr verwirrte. "Ich glaube nicht, dass es irgendwas geben wird, was ich noch auf mich zukommen lassen kann..." Sie dachte an die letzte Nacht und wie sie ihm abverlangt hatte, dass sich zwischen ihnen nichts ändern sollte. Hatte er vielleicht auch nur mit ihr gespielt? Eigentlich glaubte sie das nicht, wenn sie Melvyn richtig kennengelernt hatte, aber was das mit Lindsay zu bedeuten hatte, verstand sie nicht.
Moira hatte ihn gerade so noch verstanden. "Und ich erst...", fügte sie leise hinzu. Dann stand sie jedoch auf. "Tut mir Leid, Kashima, ich sollte schon mal los. In der nächsten Stunde habe ich praktischen Unterricht und da sollte ich lieber etwas eher da sein. Wir sehen uns dann nachher?" Sie beugte sich über den Tisch und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann verschwand sie aus der Cafeteria.

//Sehr gut, er beißt an. Mein Gott ist es leicht diesen Jungen zu beeinflussen. Zumindest wenn man weiß, wie man es anzustellen hat. Mein Meister wird mich wieder belohnen - hoffentlich so wie gestern...// Lust stieg in Lindsay auf, die sie nach außen hin aber nicht zeigte. "Verdammt?", fragte sie dann. "Wieso verdammt?"
Dann meinte er, dass das besser als nichts wäre und sie nickte daraufhin nur. //Willst du es mir noch leichter machen, Melvyn?//

//Das wird immer besser. Lindsay, du übertriffst dich selbst!// Lindsay hatte geschickt das Misstrauen bei Melvyn eingepflanzt und nun wuchs es. Nicht lange und sie würde das bekommen, was sie wollte.
Gespielt verwundert sah sie ihn an, weil er so brummte, stand dann aber auch auf und ging mit ihm mit. "Bin schon da!" Sie grinste. Nun würde sie sich wahrscheinlich noch nicht einmal darum bemühen müssen, bei Melvyn bleiben zu können und so konnte sie ihre Intrige in Ruhe weiter spinnen.

Moira lief durch die Gänge. Ein komisches Gefühl hatte sie eingeholt und immer wieder hatte sie Lindsay und Melvyn vor Augen. //Sie verführt ihn und er springt total darauf an...aber was kümmert mich das? Ich habe von ihm verlangt, unsere Küsse quasi zu vergessen und jetzt werfe ich ihm sein Interesse an anderen Frauen vor?// Geknickt ließ sie den Kopf hängen und kam im Kunstraum an. Er war schon gut gefüllt und aussuchen konnte sie sich keinen Platz mehr. Es waren nur noch drei Staffeleien ziemlich beieinander frei und an eine setzte sie sich. //Vielleicht kann ich nach diesem Block wieder etwas klarer denken...// Sie wusste schon, was sie heute malen würde. Das Bild war wie in ihrem Kopf eingebrannt. Ein Glück, dass sie momentan mit Farbe experimentieren sollten und Emotionen auf das Bild bringen sollten - da waren Motive egal. Sie fing schon langsam an zu zeichnen, auch wenn die Stunde noch nicht angefangen hatte.

Lindsay setzte sich neben Melvyn. //Malen, das kann ja lustig werden. In der Hinsicht verstehe ich nicht, was ich hier eigentlich zu suchen habe...ob ich mich davon stehlen soll? Melvyn ist für den Moment genug bearbeitet...//, dachte sie sich.
Moira sah nur kurz auf, als Melvyn sich neben sie setzte. Sie kam sich seitdem wie elektrisiert vor. Am liebsten würde sie ihn berühren, ihm beim Malen zusehen, aber das konnte sie so nicht. Lindsay hing immer noch wie eine Klette an ihm und hätte es überhaupt einen Sinn, sich weiter etwas einzubilden?
Dann stand Lindsay auf. "Melvyn, ich fühle mich nicht gut...ich geh mal an die frische Luft...ich meld mich bei dir wegen der verpassten Sachen..." Dabei stand sie auf, ging zum Professor und verließ dann den Raum. //Alles ist in Ordnung, aber das wird mir dann doch zu viel. Zum Glück habe ich das hier bald überstanden...//
Moira sah verwundert auf, als Lindsay aufstand und den Raum verließ. Dabei erhaschte sie einen kurzen Blick auf Melvyns zweites Bild. Sie hatte nicht wirklich mitbekommen, dass er das Erste schnell in seine Tasche gepackt hatte.
Sie hingegen fing schon an mit Farbe zu malen. die Bleistiftskizze zeigte einen schwarzen Drachen, der an einer Klippe stand. Er sah prächtig aus und die Augen schienen sie quasi an zu strahlen - Melvyns Strahlen. Es waren genau seine Augen, fiel ihr nun auf und wieder sah sie etwas traurig aus.
Dann wollte sie aufstehen und sich noch neue Farbe holen, als sie das zerknüllte Blatt auf dem Boden liegen sah. "Ist das deins?", fragte sie Melvyn, ohne ihn anzusehen und entknitterte das Bild langsam. Es war das erste Wort gewesen, was sie mit Melvyn seit heute morgen gewechselt hatte...

Moira sah sich nun selbst an. //Allein die Zeichnung ist wunderschön...aber wieso malt er mich?// "Es ist wunderschön...", vervollständigte sie dann seinen Satz leise und wurde etwas verlegen. "Aber ich hätte gedacht, du malst wen anders...", sagte sie anschließend mehr zu sich selbst. Sie reichte ihm das Bild. Wenn er es wegschmeißen wollte, dann sollte er es tun. Sie verstand nicht, weshalb er es zerknüllt hatte. Sicher, hier war vielleicht der falsche Ort für solche Bilder, aber hätte er es dann nicht anders weg stecken können?
Dann lehnte er sich nach hinten, um auf ihr Bild zu sehen. Unbehagen machte sich in ihr breit. Es war das erste Bild, was er von ihr sehen würde und sie war auf seine Meinung gespannt. Jedoch war sie auch immer noch enttäuscht und wütend, weshalb sich gerade alle Gefühle in ihr mischten.
"Ich...naja...das Bild habe ich seit gestern morgen im Kopf...ich musste es einfach malen...", sagte sie und war schon wieder verlegen. Ob er merken würde, dass dieser Drache eindeutig seine Augen hatte? Für sie stellte dieses Bild fast ein Spiegelbild von Melvyns Seele da, ohne zu wissen, was er wirklich war. Sie sah ihn so, aber sie würde nicht im Traum daran denken, dass er sich darin erkennen könnte.