Amelie seufzte leise und ließ sich auf den Stuhl direkt neben Michael sinken. Kopfschmerzen breiteten sich in ihr aus und es waren diese unangenehmen der Überbelastung, die sich in den letzten Tagen wieder eingestellt hatte. Kurz war es wieder ruhig gewesen, doch jetzt brach alles wieder über sie alle herein. Das schlimmste daran war, dass sie die große Familie kitten musste, bevor sie sich auf das Wichtigste konzentrieren mussten.
Dann rastete Kashima kurz aus und sie zuckte zusammen. //Mein Gott, wir müssen sie finden. Ich kann nicht zulassen, dass ihr etwas geschieht...//, dachte Amelie erneut und sah Dylan nach, der zur Tür ging.
Moira war fertig mit den Wunden und setzte sich langsam wieder neben Melvyn, um sich bei ihm anzulehnen.
Vor der Tür lag ein großer brauner Umschlag, der weder mit Absender noch Empfänger beschriftet war. Es stand lediglich drauf, dass es wichtig sei.

Prue hatte sich irgendwann langsam vom Boden aufgerafft und fröstelte trotz ihrer dicken Klamotten. Ein Vorteil war es, denn dadurch, dass sie so viel trug, würde Cole länger mit ihr kämpfen müssen und die Chancen, sich aus dieser Situation zu befreien, wurden größer. Dennoch müsste sie dann auch noch an den Wachen vorbei und das würde sich schwieriger gestalten. Sie gegen zwei Abtrünnige würde nicht gut gehen. Das einzige, was ihr blieb, war die Hoffnung, dass Dante und Kashima sie irgendwie hatten verfolgen können, doch je weiter die Zeit fortschritt, desto geringer wurde ihre Hoffnung.
Dann ging die Tür wieder auf und sie fuhr leicht zusammen. Ihr Blick fiel auf Cole, der mit ihr über ihn und sie reden wollte, und sie wusste, was das nun heißen würde. Erneut erfasste er ihr Gesicht grob und sie sah ihn mit starrem Blick an. Sie schwieg und antwortete Cole nicht, zumal sie kein vernünftiges Wort heraus bringen würde, ohne ihn aufzuregen.

Auch in Prues Augen lag Wut und Abscheu. "Mit dir nicht!", war das einzige, was sie antwortete und sie versuchte sich aus seinem Griff los zu reißen. Sie spürte, dass Cole sich beherrschen musste, und vielleicht provozierte sie ihn so nur noch weiter, aber sie wollte sich seinen Griff auch nicht einfach so gefallen lassen, geschweige denn, dass sie sich ihm freiwillig hingeben würde.

Amelie rieb sich kurz die Schläfen und nickte Melvyn zu, als dieser sie fragte, ob alles okay sei. Sie wollte vor den anderen keine Schwäche zeigen und das würde sie auch nicht. Kopfschmerzen konnte jeder einmal haben und sie würde sich unterstehen und jetzt in dieser Situation irgendwie wehleidig werden.
Da trat Dylan wieder in den Raum und Amelie sah auf. Allgemeines Kopfschütteln folgte auf seine Frage hin, bevor er den Umschlag auf den Tisch legte und Amelie in seinen Arm zog. Was er dann flüsterte, ließ sie kurz ihr Gesicht an seiner Brust verbergen. "Später. Nicht hier und nicht jetzt...", flüsterte sie zurück und versuchte sich zusammen zu reißen.
Moira spürte mittlerweile erneut diese kühle, dunkle Aura, die von dem Umschlag ausging. "Irgendetwas stimmt damit nicht..." Sie nahm den Umschlag in ihre Hände und öffnete ihn. Was sie darin fand, ließ sie die Augen leicht aufreißen. "Das kann doch nicht..." Sie las den Zettel, der neben einem Foto in dem Umschlag gewesen war. "Entweder ist das eine Falle oder...mein Gott..." Sie sah die anderen an und legte das Foto in die Mitte. an den Bildrand war eine Adresse geschrieben. "Wisst ihr wo das ist? Prue soll dort sein..." Moira traute dem Braten noch nicht ganz, aber es war wohl ihre einzige Chance. "Es ist aber nicht von Cole...ich kenne die Aura, die den Umschlag umgibt, aber ich weiß nicht woher..."

Amelie sah auf das Foto und Hoffnung keimte auch in ihr auf. Sie wusste, dass es auch daneben gehen könnte, aber wenn Prue da drin war, dann mussten sie sie retten. Sie prägte sich das Bild ein, während Dylan und Michael verkündeten, dass sie das Gebäude kannten. Haru meinte anschließend, sie sollten nichts überstürzen. Gerade als Amelie dann etwas dazu sagen wollte, sprang Kashima auf. Dante versuchte ihn vergeblich aufzuhalten. "Kashima!", sagte sie noch, doch dieser war schon weg. Sein Ausbruch war voller Liebe für Prue gewesen und was er da sagte, schien auch Michael sehr durch den Wind zu bringen. Dennoch wollte sie gerade aufspringen und Kashima erst einmal nach, als Melvyn schon zu Moira sah, die nickte und Amelie kurz anlächelte. "Ich schaue schon nach ihm...", meinte sie und eilte hinaus.
Amelie sah in die Runde. "Wir sollten alle gehen. Haru und Cait, ihr bereitet hier alles vor, falls wir schwere Verletzungen mit uns bringen, wenn wir zurück kehren. Moira brauchen wir Vorort, weil wir nicht wissen, ob er Prue etwas angetan hat, wenn sie sich wehrt..." Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was Cole mit ihr anstellen konnte. Dann ging ihr Blick zu Michael, den sie anlächelte. "Wenn das nicht versprechen genug war, dass er sie über alles liebt...", sagte sie leise zu ihm und sie hoffte, dass er sich wenigstens darüber freute. Einen besseren Freund könnte Prue wahrscheinlich gar nicht haben. Sie jedenfalls war irgendwie stolz auf Kashima. Dann nickte sie Dylan zu. Kurz schloss sie noch einmal ihre Augen und verbannte ihre Kopfschmerzen so gut es ging. "Lasst uns aufbrechen..."
Moira fand Kashima an der Treppe und hockte sich zu ihm. "Shhh...wir holen sie da raus, Kashima..." Sie nahm ihn in den Arm und hoffte, dass er sie nicht von sich stoßen würde. "Du musst dich beruhigen. Wir können ihr nicht helfen, wenn du so ausrastest. Ich weiß doch, wie sich das anfühlen muss. Ich habe Melvyns Schmerz gespürt, als ich entführt wurde, Kashima. Wir alle müssen jetzt zusammenarbeiten..."

Prue wich nach der deftigen Ohrfeige zurück. "Mit einem arroganten Arschloch, das meine Liebe und Zuneigung nicht verdient hat!", schrie sie zurück und wich immer weiter vor Cole zurück. "So bereuen, wie ich es schon einmal getan habe, Cole? Willst du mir das wieder antun? Du hast mich fast vergewaltigt! Weißt du, was du da tust? Ich liebe dich nicht!" Dennoch machte sich die Angst immer weiter in ihr breit, denn sie wusste, dass er es noch einmal versuchen würde.

"Cole, hör auf! Das bringt doch nichts. Sie werden dich verfolgen und töten...", versuchte sie ihn davon zu überzeugen, dass er sie einfach wieder gehen lassen sollte. Plötzlich stand sie dann mit dem Rücken zur Wand und kam nicht mehr weg. //Scheiße, scheiß, scheiße! Kashima, ich brauche dich...//, dachte sie verzweifelt und fing langsam an zu zittern. Er griff grob nach ihrem Arm und fuhr mit der anderen Hand dann langsam zu ihrer Jacke. "Das glaubst auch nur du!" Sie wusste nicht, was Cole mit ihr anstellen würde, aber sie hoffte inständig, dass Kashima sie trotzdem lieben würde - wenn sie ihn denn je wieder sah. Sie versuchte sich von Cole weg zu drehen, damit er ihre Jacke nicht öffnen konnte, doch das gelang ihr nicht.

"Sie wird dich nicht hassen, Kashima. Prue weiß, dass du alles getan hast, um sie besser beschützen zu können, als beim letzten Mal. Es war eine Falle und das weiß sie mit Sicherheit. Sie hofft garantiert, dass du sie da raus holst und das wirst du auch - aber mit unserer Hilfe, verstanden?" Dann meinte auch er, dass er die Aura kannte und als Lindsays Name fiel, wurde ihr auch schlagartig bewusst, woher sie sie kannte. "Dieses Biest...wie auch immer, wir tun alles, was wir können! Komm, wir brechen gleich auf, denke ich..." Langsam erhob sie sich und hielt Kashima eine Hand hin. In dem Moment lief auch Dante durch die Eingangshalle und ging nach draußen. "Siehst du, der Wagen wird schon vorgefahren. Wir machen uns sofort auf den Weg!
Amelie stand zusammen mit den anderen auf, nachdem Dante die Küche verlassen hatte und griff nach Dylans Hand. Cait nickte derweil Haru zu. "Ja, das machen wir. Bei uns sind sie in guten Händen!", meinte sie lächelnd in die Runde. Dann machten sie sich alle langsam auf den Weg.

Cait sah Haru an und nickte leicht. "Ich weiß, Haru. Ich habe mich darauf eingelassen und ich will das auch alles hin kriegen. Nur diese Böshaftigkeit habe ich noch nie so stark gespürt, wie heute...", erklärte sie leise und sah ihn weiterhin unverwandt an. Dann nahm er sie in den Arm und sie drückte sich an ihn. "Wir kriegen das hin, Schatz. Ich bin bei dir und du bei mir!", flüsterte sie ihm zurück. "Aber nun sollten wir nach den Kleinen sehen und uns dann auf alles gefasst machen - auch wenn ich nicht weiß, was das in diesem Fall bedeutet..."
"Dafür nicht, Kashima. Wir sind Freunde und ich bin immer an deiner Seite, wenn etwas ist. Vergiss das nicht!" Sie umarmte ihn noch einmal und er fragte sie, ob er sie noch einmal um etwas bitten konnte. Sie hörte in ihrem Rücken schon die Schritte der anderen, so sah sie Kashima lediglich in die Augen und nickte ihm zu. "Natürlich..." Dann nahm Melvyn auch schon ihre Hand und sie drückte diese leicht. Amelie und Dylan gingen schon zur Tür raus. "Pass mit auf Kashima auf, ja?", flüsterte Moira Melvyn zu und verließ mit ihm ebenfalls die Eingangshalle. Im Auto angekommen warteten alle nur noch auf Michael und Kashima. Sobald sie eingestiegen waren, fuhr Dante auf Dylans Anweisungen hin los.

"Sei dir da mal nicht so sicher, Cole. Du unterschätzt sie!", versuchte sie ihn weiter davon zu überzeugen, dass er sie lieber in Ruhe lassen sollte, scheinbar aber vergeblich. Bald hatte er ihre Jacke auf und sie wehrte sich so gut wie möglich dagegen, so dass sie etwas Zeit gewann - aber eindeutig zu wenig. Schon er ihre Hände mit einer Hand über ihrem Kopf fest und sie zitterte leicht. Jede seiner Berührungen sorgte bei ihr für einen eiskalten Schauer - schlimmer als bei jedem Horrorfilm. Sie spielte jetzt in ihrem eigenen Horrorfilm und seine Finger an ihrer Wange und ihrem Hals fühlten sich eklig an. "Und genau ist der Grund, weshalb wir nicht mehr zusammen sind, Cole. Du hast mich gezwungen und ich wollte nicht!", schrie sie ihn verzweifelt an. Doch ihn schien das nicht zu interessieren. Stattdessen fuhr er mit seiner Hand unter ihr Shirt. Ihre Augen wurden feucht und sie unterdrückte mit Mühe und Not ihre Tränen, um ihm nicht noch mehr das Gefühl zu geben, dass er die Macht über sie hatte. Aber sie würde es jetzt gerade nicht einmal schaffen, sich zu verwandeln, so groß war ihre Angst.

"Arschloch...", kam es leise von ihr, denn den Kommentar hatte sie sich nicht verkneifen können. Seine Hand strich währenddessen über ihren Bauch und sein Griff um ihre Hände noch sehr viel fester. Später würde sie wahrscheinlich überall blaue Flecken haben - wenn es denn ein Später für sie geben würde. //Wie komme ich hier heile wieder raus?//, fragte sie sich die ganze Zeit. Wie er dann meinte, sie hätte zu viel an, und sein Messer zog, ließ sie die Augen weiten. Spätestens jetzt wurde ihr bewusst, dass er ihr mit der Klinge sofort Verletzungen hinzugefügt hätte, wenn sie nur versucht hätte, sich zu wehren und zu fliehen. Er war besser vorbereitet, als letztes Mal. Die Angst steckte jetzt so tief in ihr drin, dass sie nicht einmal spürte, das Kashima sich dem Gebäude näherte. Aber für den Moment war das vielleicht auch besser so.
"Cole, bitte...", flehte sie noch einmal leise und fixierte die Klinge mit ihrem Blick.

Dante fuhr wie ein Irrer, aber dennoch sehr sicher. Amelie hielt Dylans Hand und Moira Melvyns. Ihre zweite Hand legte Amelie nun auf Michaels Hände. "Wir holen sie da raus, wenn sie dort ist! Das verspreche ich dir!", sagte sie noch einmal, bevor Dante auch schon verkündete, dass sie da seien. Kashima sprang direkt aus dem Auto und Amelies Blick ging zu Dante. "Bleib in Kashimas Nähe, damit er keine Dummheiten begeht. Du kennst seinen Kampfstil, wenn er richtig wütend ist, von uns am besten!" Dann ging ihr Blick wieder zu Dylan. "Wir müssen uns beeilen, wir haben schon auf uns aufmerksam gemacht!", stellte Moira währenddessen fest. "Wir sind immer vorsichtig, Dylan. Ich schütze Moira und mich mit einem Bann, wenn es hart auf hart kommt. Moira kann währenddessen versuchen zu erahnen, wie viele Abtrünnige uns erwarten und ob Prue darin ist!" Moira nickte Amelie zu und dann stiegen auch sie aus. "Auf ins Gefecht!", sagte Amelie und sah Dylan noch einen langen Moment an. "Ich liebe dich!", hauchte sie ihm noch zu. Moira tat es ihr bei Melvyn ähnlich.

Amelie sah Dante nach. Anschließend stellte sie sich mit Moira in ihrem Rücken hinter die Männer, die sich mittlerweile verwandelt hatten und mit einigen Abtrünnigen kämpften. Schnell sprach sie einen kleinen Schutzbann, der die Intensität der gegnerischen Schläge abschwächte.
Dann fragte Melvyn Moira, ob sie hier sei und Moira ließ mit geschlossenen Augen ihre Sinne kreisen. Erst spürte sie nur ca. 10 weitere Abtrünnige im Inneren des Gebäudes. "Drinnen sind noch zehn. Vielleicht ist es doch keine Falle, sonst wären mehr da..." Dann spürte sie eine ihr vertraute Aura und eine so dunkle bei ihr, dass es nur Cole sein konnte. "Sie ist hier...", kam es dann leise aus ihrem Mund. Zur Sicherheit suchte sie noch einmal nach Prues Aura. "Sie ist hier, im hinteren Teil des Gebäudes!", informierte sie die anderen.
Amelie unterstützte die Männer währenddessen mit kleinen Bannen.

Prue spürte die Spitze der Klinge an ihrer Haut schaben. Es war nur oberflächlich und ganz leicht, aber so stark, dass sich ein paar Bluttropfen bildeten, die ihren Körper langsam hinunter flossen. Nun zitterte sie wieder am ganzen Körper. Sie hatte keine Angst mehr vor dem Akt an sich, wie es bei seinem letzten Übergriff gewesen war, da hatte Kashima sie endgültig von befreit. Sie hatte vielmehr Angst vor Cole.
Cole ließ ihre Arme wieder runter, zerrte sie dafür aber mit zum Bett. Sie weigerte sich, doch schaffte er es trotzdem, sie aufs Bett zu werfen. Prue keuchte nun vor Angst, als sie plötzlich den Lärm hörte. //Sie sind da!// Hoffnung keimte in ihr auf, doch Cole machte diese direkt wieder zunichte, indem er sie trotzdem weiter festhielt und es ihm eher noch Spaß machte, sie jetzt so zu halten. "Lass mich gehen und sie tun dir nichts!", flehte sie.

Kaum hatte Moira gesagt, dass Prue da drin war, rannte Kashima auch schon los, um sie zu befreien. Moira bekam es jedoch erst mit, als Dante fluchte. Schlagartig öffnete sie ihre Augen und sah, wie Kashima im Gebäude verschwand. "Oh scheiße!" Auch Moira rannte nun los. "Moira, hey!", rief Amelie, als sie an ihr vorbei lief und rannte ihr nach. Auch die anderen kamen langsam, im Gebäude war Kashima jedoch nicht mehr zu sehen. Dafür aber umso mehr Abtrünnige. Dante hatte sich schon ins Kampfgetümmel geschmissen. Amelie zog Moira von den Abtrünnigen weg und legte einen Schutzbann um sie, bevor sie mit Wut im Bauch einen Großteil der Abtrünnigen lähmte. Auch Michael, Melvyn und Dylan kamen nun nach. "Wir müssen uns beeilen. Kashima ist irgendwie schon weiter!", rief Moira den dreien zu, während Amelie einen weiteren Abtrünnigen abwehrte.

Prue überkam erneut ein eiskalter Schauer und sie drehte ihren Kopf zur Seite, damit Cole sie nicht küssen konnte. Sie zitterte am gesamten Leib. Er hatte wahrscheinlich Recht, dass sie ihm nichts tun würden, solange sie sie hatten, und das bereitete ihr gerade noch viel mehr Angst. Aber Kashima würde doch nicht zulassen, dass Cole ihr noch mehr antat?
Dann sprang die Tür auf und er stand dort in der Tür. Ihr Retter. Doch sein Blick ging direkt über ihren Körper und dieser sah gerade wohl mehr als abschreckend aus. Zudem konnte sie förmlich spüren, wie sich Wut in Kashima breit machte. Kashima zog Cole von ihr runter und sie rutschte verängstigt an den Rand des Bettes zurück. Geschockt beobachtete sie den Kampf und auch, wie Cole ein Messer zückte. "K-kashima! Pass auf!", wimmerte sie, doch Kashima kämpfte weiter mit Cole. Cole schnitt Kashima den Oberarm auf, aber auch das schien ihn nicht zu stören. "Lass dich nicht von der Wut regieren...", kam es weiter von ihr, denn sie wusste, wozu das führen konnte, wenn man nur aus Wut kämpfte.